Ruch Finanzberatung

Gesellschaft für private Finanzplanung

Versorgungswerke unter Druck: Was betroffene Mitglieder jetzt wissen sollten

In den letzten Wochen sorgten beunruhigende Schlagzeilen rund um die finanzielle Lage einiger Versorgungswerke für Verunsicherung. Berichte über hohe Verluste durch Fehlinvestitionen und mögliche Auswirkungen auf die Altersversorgung der Mitglieder lassen viele aufhorchen. Doch was steckt wirklich dahinter – und wie ernst ist die Lage?

Was ist passiert?
Einige Versorgungswerke – insbesondere aus dem Bereich der Heilberufe – mussten in jüngster Zeit erhebliche Verluste hinnehmen. Ursache waren unter anderem riskante Immobilienprojekte, Unternehmensbeteiligungen und der wirtschaftliche Abschwung in Folge von Corona und Ukrainekrieg.

Betroffen sind vor allem:
– Das Versorgungswerk der Zahnärztekammer Berlin (VZB)
– Die Zahnärzte- und Apothekerversorgung Schleswig-Holstein
– Das Altersversorgungswerk der Zahnärztekammer Niedersachsen

Diese Einrichtungen mussten zum Teil zweistellige Millionenbeträge abschreiben. Besonders öffentlich diskutiert wurde das Berliner Engagement bei der inzwischen insolventen Element Insurance AG sowie ein großes Büroprojekt in Frankfurt.

Wichtige Einordnung: Keine akute Existenzgefahr
Trotz dieser Verluste ist aktuell keines der betroffenen Versorgungswerke in einer existenzbedrohenden Schieflage. Die meisten verfügen über Rücklagen und ein breit gestreutes Portfolio. So lassen sich Abschreibungen abfedern – zumindest kurzfristig.

Allerdings: Die Verluste könnten sich langfristig auf die Rentenhöhe auswirken. Einige Versorgungswerke haben bereits angekündigt, dass es 2024 keine Rentenerhöhung geben wird.

Warum konnten diese Verluste überhaupt entstehen?
Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, dass viele Versorgungswerke – ähnlich wie Lebensversicherer – in Zeiten von Nullzinsen gezwungen waren, ihre Anlagepolitik zu ändern. Statt auf sichere Staatsanleihen zu setzen, flossen mehr Gelder in renditestärkere, aber riskantere Anlagen wie Immobilien oder Unternehmensbeteiligungen.

Doch mit steigenden Baukosten, sinkender Nachfrage (z. B. durch mehr Homeoffice) und Insolvenzen kamen diese Strategien unter Druck.
Transparenz? Fehlanzeige!

Ein weiteres Problem: Die öffentliche Kontrolle der Versorgungswerke ist eingeschränkt. Sie unterliegen nicht der Bundesaufsicht durch die Bafin, sondern der jeweiligen Landesaufsicht – mit sehr unterschiedlichen Vorgaben. Während private Lebensversicherer jährlich umfangreiche Finanzberichte veröffentlichen müssen, ist das bei Versorgungswerken oft freiwillig. Manche veröffentlichen nicht einmal ihre Geschäftsberichte online.

Was bedeutet das für Mitglieder?
Auch wenn kein akuter Kollaps droht – langfristig sollten sich Mitglieder auf mögliche Leistungskürzungen oder Beitragserhöhungen einstellen. Satzungen der Werke erlauben beides ausdrücklich, wenn Verluste nicht anderweitig aufgefangen werden können.

Zudem fehlt ein „Rettungsschirm“ wie bei privaten Versicherern (Protektor) oder Pensionskassen (PSVaG). Im Ernstfall müssten die Bundesländer einspringen – ob und wie das geschieht, ist allerdings unklar.
Fazit: Wachsam bleiben, aber nicht in Panik verfallen

Für betroffene Mitglieder gilt: Es besteht aktuell kein Grund zur Panik. Die Versorgungswerke sind grundsätzlich solide aufgestellt – aber die Ereignisse zeigen, wie wichtig ein sorgfältiger Umgang mit Altersvorsorge-Einrichtungen ist.

Ich empfehle:
✅ Regelmäßig die Geschäftsberichte und Mitteilungen „Ihres“ Versorgungswerks prüfen
✅ Bei Unsicherheit Rücksprache mit unabhängigen Beratern halten
✅ Gegebenenfalls private Vorsorge ergänzen, um die Abhängigkeit zu reduzieren

Wenn Sie Fragen zu Ihrem Versorgungswerk haben oder Fragen zum Thema Altersvorsorge,
einfach anrufen oder eine e-mail schreiben.
Ihr
Wolfgang Ruch

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