Als Warren Buffett einmal gefragt wurde, warum er trotz zahlreicher Börsencrashs so erfolgreich geblieben sei, antwortete er sinngemäß: „Preis ist, was du zahlst. Wert ist, was du bekommst.“ Genau dieser Gedanke bildet den Kern des Value Investing – einer Anlagestrategie, die bereits seit den 1930er-Jahren existiert und bis heute nichts von ihrer Relevanz verloren hat.
Anleger, die dem Value-Ansatz folgen, kaufen keine Aktien, nur weil sie gerade im Trend liegen. Stattdessen suchen sie nach Unternehmen, die solide Gewinne erwirtschaften, klare Wettbewerbsvorteile haben und deren Aktienkurs trotzdem günstiger ist als ihr tatsächlicher Wert. „Innerer Wert“ nennt man dieses Maß in der Finanzwelt.
Ein Beispiel: Während Tech-Hypes wie die Dotcom-Blase oder jüngst Krypto-Rallyes in kurzer Zeit extreme Gewinne, aber auch heftige Verluste brachten, konnten Value-Investoren oft ruhiger schlafen. Sie investieren in Firmen, die auch dann noch bestehen, wenn der Hype längst vorbei ist.
Die Sicherheitsmarge – ein Puffer gegen Irrtümer
Ein zentrales Element des Value Investing ist die sogenannte Margin of Safety. Sie besagt: Kaufen Sie nur dann, wenn der Börsenkurs mindestens rund 30 Prozent unter dem inneren Wert liegt. Dieser Abschlag ist ein Schutzmechanismus. Selbst wenn man sich in der Bewertung irrt oder die Märkte kurzfristig gegen einen laufen, bleibt ein Sicherheitspuffer bestehen.
Das Prinzip lässt sich leicht mit Immobilien vergleichen: Wer ein Haus für 350.000 Euro kauft, obwohl es 500.000 Euro wert ist, hat von Beginn an einen Vorteil – selbst wenn die Bewertung später etwas nach unten korrigiert werden muss.
Value Investing ist nichts für Ungeduldige. Diese Strategie belohnt diejenigen, die bereit sind, Zeit mitzubringen. Märkte brauchen manchmal Monate oder Jahre, um den wahren Wert eines Unternehmens zu erkennen. Doch genau diese Langfristigkeit verschafft Value-Investoren einen psychologischen Vorteil. Sie lassen sich weniger von hektischen Kursbewegungen leiten und handeln rationaler.
„An der Börse wird Geld von den Ungeduldigen zu den Geduldigen transferiert“, heißt es in einem vielzitierten Satz von Buffett. Studien stützen das: Über längere Zeiträume konnten Value-Strategien im Durchschnitt häufig besser abschneiden als der Gesamtmarkt – nicht jedes Jahr, aber mit einem stabilen Trend.
Für wen ist Value Investing geeignet?
Gerade in unsicheren Zeiten, in denen Schlagzeilen die Börsen dominieren, suchen viele Anleger nach Orientierung. Value Investing bietet hier eine Art Kompass: Wer auf Substanz und klare Regeln setzt, baut langfristig Vermögen auf – und reduziert das Risiko, in kurzfristige Spekulationsblasen hineingezogen zu werden.
Allerdings erfordert der Ansatz Disziplin. Value Investing ist kein „schnell reich werden“-Rezept, sondern eher ein Marathon. Wer bereit ist, Unternehmensberichte zu lesen oder auf Fondsmanager mit Value-Strategie zu setzen, wird dafür mit Ruhe und einer höheren Wahrscheinlichkeit auf nachhaltige Renditen belohnt.
Fazit
Value Investing ist weit mehr als eine Methode der Aktienauswahl. Es ist ein Denken in Werten, nicht in Moden. Für Anleger, die Substanz über Schlagzeilen stellen und Geduld über Hektik, ist es nach wie vor eine der sinnvollsten Strategien, um langfristig Vermögen aufzubauen.
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Ihr
Wolfgang Ruch