Der Commerzbank muss das Wasser wirklich bis zum Hals stehen. Bisher war es den Banken verboten, die Buchungen auf den Girokonten der Kunden auszuwerten und für den Produktverkauf zu nutzen (obwohl einige Banken sich in der Vergangenheit daran nicht gehalten haben).
Jetzt hat sich die Commerzbank etwas Neues ausgedacht, damit die verbotene Nutzung der Daten des Kundenverhaltens in bare Münze gebracht werden kann.
Ganz neu gibt es (natürlich kostenfrei) die Möglichkeit im Onlinebanking ein Haushaltsbuch zu installieren. Dabei werden alle Buchungen automatisch bestimmten Kategorien zugeordnet und man kann selber umbuchen vornehmen und hat eine Auswahl von über 300 Kategorien und Untergruppen. Dadurch kann man bei regelmäßiger Nutzung das Ausgabeverhalten analysieren und spürt eventuell Einsparpotenzial auf.
Sicherlich eine gute Idee, die ich als Finanzberater nur unterstützen kann, dass sich jeder ein Bild über seine eigenen Ein- und Ausgaben macht und dadurch mögliche Kostentreiber identifiziert. Dafür gibt es bereits eine gute Apps und Programme, die ebenfalls die Daten aus den Konten auslesen und somit übrigens ein vollständiges Finanzbild abgeben.
Die Commerzbank hat sich aber in ihren Nutzungsbedingungen zusätzlich etwas sehr schönes einfallen lassen:
Sofern der Teilnehmer der Verarbeitung und Nutzung seiner Daten nicht widersprochen hat bzw. künftig widerspricht, räumt er der Commerzbank mit der Freischaltung des Digitalen Haushaltsbuchs die Möglichkeit ein, seine Kontoumsatzdaten zu analysieren und zu nutzen, um ihm geeignete Angebote und Produktinformationen zu unterbreiten.
Das ist etwas, was sich selbst Georg Orwell in seinem Bestseller „1984“ nicht hätte träumen lassen und das alles auch noch mit Zustimmung des Kunden…
Welcher Mitarbeiter der Bank darf mit den Angaben alles arbeiten? Welche Produktkäufe werden dann Vorraussetzungen für bestimmte Kundenwünsche? Mobile Vertriebe sitzen heute schon in den Filialen und sollen Versicherungen und andere Produkte an den Kunden bringen. Kaum einer kann unterscheiden, ob ihm gegenüber am Schreibtisch ein angestellter Mitarbeiter der Bank oder ein selbständiger Vertriebsbeauftragter sitzt.
Tipp: Ich kann von der Nutzung dieser Zusatzfunktion nur abraten.
Das betrifft übrigens nicht nur die Commerzbank, sondern auch andere Banken, die das möglicherweise auch schon haben oder demnächst einführen.
Wer Interesse an einem Haushaltsbuch mit Analysefunktion hat, sollte sich einfach eine passende App laufen. Nur dort bitte auch auf die Nutzungsbedingungen achten!!!
Bei Fragen oder Anmerkungen einfach anrufen oder eine e-mail schreiben.
Ihr Wolfgang Ruch