… sondern dass die Euros aus Griechenland gehen!
Die Politik redet, die Europäische Notenbank handelt. Griechische Staatsanleihen werden von Herrn Draghi nicht mehr als Sicherheit akzeptiert. Während die neue griechische Regierung durch Europa tourt, um für Ihre Art der Schuldenbewältigung zu werben, macht die EZB unmissverständlich klar, wer hier am längeren Hebel sitzt. Dies geschieht mit Sicherheit vor dem Hintergrund zunehmender Nervosität bei griechischen Sparern, die wieder einmal ihr Geld ins Ausland schaffen. Alleine im Januar sollen 11 Milliarden Euro abgeflossen sein. In der Öffentlichkeit wird darüber wenig berichtet, um die angespannte Situation nicht noch weiter eskalieren zu lassen. Die griechischen Banken erhalten inzwischen Kredite durch die griechische Notenbank, um diese Abflüsse auszugleichen. Dies dürfte wohl auch die EZB dazu bewogen haben die Daumenschrauben anzuziehen. Kommt es nämlich nicht kurzfristig zu eindeutigen Signalen einer für beide Seiten einvernehmlichen Lösung des Schuldendilemmas, dann drohen weiterhin Abflüsse, die es den griechischen Banken immer schwerer machen einen Banken Run zu verhindern. Wahrscheinlich würde die Europäische Notenbank in diesem Fall mit Ihrem Notfallprogramm ELA (Emergency Liquidity Assistance) die Situation auffangen, nichts desto trotz wäre damit ein ordentlicher Scherbenhaufen hinterlassen.
Was würden Sie tun?
Ihre neue Regierung wirbt für einen Erlass von Schulden, stößt dabei auf Wiederstand und droht damit, dass man so nicht weiter machen werde. Ihr Geld liegt bei einer inländischen Bank in einer Währung, die in Ihren Nachbarländern die gleiche ist. Doch wenn sich keine Lösung abzeichnet, dann könnten Sie bald wieder Ihre alte, zugleich schwache Währung zurückbekommen. Womöglich mit keinem guten Umtauschverhältnis und weiteren massiven Abwertungen nach der Einführung. Sie würden wahrscheinlich die gleichen Überlegungen anstellen wie viele Griechen: Die Euros jetzt in „sichere“ Euroländer transferieren und bei einer möglichen Währungsreform weiterhin stabile Euros besitzen. Noch besser: Der Rücktausch in die alte Währung nach einer Reform beschert aufgrund massiver Abwertungstendenzen der neuen Währung einen satten Gewinn. Mit anderen Worten: Den Griechen ist kein Vorwurf zu machen.
Nichts Genaues weiß man nicht!
Schon beindruckend, wie die neue griechische Regierung um den Schmeichler Alexis Tsipras und den Politrocker und Finanzminister Janis Varoufakis innerhalb kürzester Zeit alle rechtstaatlichen Vereinbarungen in Frage stellen ohne dabei auch nur einen konkreten Vorschlag einer Alternative zu unterbreiten. Während einige europäische Politiker sich so das Zepter aus der Hand nehmen ließen und auch gleich verbal auf das Niveau der Griechen eingestiegen sind, bleiben zwei ganz cool: Wolfgang Schäuble und Angela Merkel. Offiziell sind die Verlautbarungen ganz einfach: Wir verhandeln erst mit den Griechen, wenn konkrete Vorschläge auf dem Tisch liegen. Solange wollte wohl Mario Draghi nicht warten und hat im Anschluss an sein Gespräch mit dem griechischen Finanzminister gleich einmal ein monetäres Signal gesetzt: Keine Junkbonds als Sicherheiten mehr. Prompt wurde auch die lautstarke Wortwahl der neuen griechischen Regierung sanftmütiger.
Ihr
Wolfgang Ruch
(mit freundlicher Genehmigung der Greiff Capital Management AG)