Wo soll man sein Geld denn aktuell anlegen? Sparbücher und Bundesschatzbriefe bringen weniger als 2% Rendite im Jahr, wobei die Inflationsrate schon höher ist. Vor Aktien haben viele Kunden Angst und da der Goldkauf bereits in der Bild-Zeitung als Empfehlung ausgesprochen wurde, könnte hier der Hype vielleicht bereits vorbei seien. Außerdem habe ich das Lagerungsproblem.
So erreichte mich kürzlich das Angebot der Firma pretagus GmbH. Anlage in Diamanten – die härteste Währung der Welt mit einer Renditechance von 7,5% p.a., flexibler Laufzeit und hoher Sicherheit und Inflationsschutz.
Na dann kratze ich mal schnell alles zusammen und investiere das angesparte Geld von meinem mickrig verzinsten Tagesgeld.
Na O.K., vorher lese ich mir noch das Beteiligungsangebot durch und beschäftige mich ein wenig mit den Daten und Zahlen und irgendwie scheint die Anlage dann nicht mehr so lukrativ…
a) Beteiligung erfolgt als Stiller Gesellschafter der „PGD Projektgesellschaft Diamant GmbH“. Eine GmbH mit 25.000 Euro Stammkapital (weniger geht nicht), welche im März 2012 ins Handelsregister eingetragen wurde. Übrigens, auch die Mutterfirma und Initiatorin pretagus GmbH gibt es erst seit November 2011. (zur Info: ein Stiller Gesellschafter hat kein Mitspracherecht in der Firma!)
b) Ziel ist es, Anlegergeld von 10 Millionen Euro einzusammeln. Die pretagus GmbH erhält laut Liquiditätsplanung des Verkaufsprospektes (Seite 34 von 76) ca. 1,5 Mio. Euro für Vertrieb und Marketing.
c) In den Zeitungsanzeigen und auf der Homepage der pretagus GmbH wird mit einer tollen Grafik die Steigerung der historischen Diamantenpreisentwicklung dargestellt. (aus Urheberrechtsgründen darf ich diese leider nicht kopieren) Von 2.700,- Dollar im Jahr 1960 bis zu 29.000,- Dollar in 2011. Das ist eine jährliche Entwicklung von ca. 4,9% p.a. Dabei darf natürlich nicht vergessen werden, dass es noch zu Kursschwankungen zwischen dem Dollar und dem Euro kommen kann.
Diese langfristige Rendite einmal unterteilt, stellt sich heraus, dass in den 40 Jahren von 1960 bis 2000 die jährliche Wertsteigerung bei ca. 4,40% p.a. lag und von dem Jahr 2000 bis 2011 (11 Jahre) bei ca. 6,11%, was fast eine Verdopplung in den 11 Jahren entspricht.
d) Auf Seite 13 bis 20 des Verkaufsprospektes werden ausführlich sämtliche Risiken genannt. Das ist fair. Nur wird jedes Mal auf das Totalverlustrisiko hingewiesen. Das macht mir etwas Angst.
Fazit: Wie dieser Fonds die prognostizierte Rendite aus der Werbung von 7,5% erzielen möchte, wenn nur ca. 85% der Anlagesumme investiert werden (inkl. Agio) ist für mich nicht nachvollziehbar, zumal der Markt selbst diese Rendite auf lange Sicht bisher noch nicht erzielt hat. Auch das Argumente, dass günstiger als der Marktpreis eingekauft wird, lassen nach Kosten diese Renditeerwartung nur schwer nachvollziehbar werden.
Daher rate ich zu einer alten Weisheit: „Schuster bleib bei deinen Leisten“ oder „Kaufe nur Dinge, von denen du etwas verstehst“. O.K. eine tolle Anlagechance gebe ich damit auf, aber auch das Totalverlustrisiko meiner Geldanlage. Dann doch wenigstens sichere, wenn auch magere Renditen auf dem Tagesgeld oder Renditechancen mit Kursschwankungen im Aktienbereich.