Nach einem für die meisten Fondsanleger erfreulichem Börsenjahr 2014 begann auch 2015 mit sehr erfreulichen Gewinnen. Das erste Quartal stand an den Börsen vor allem unter dem Eindruck des beginnenden Anleihekaufprogramms der Europäischen Zentralbank (EZB). In den letzten Monaten des Vorjahres hatten die Spekulationen darum bereits zugenommen. Tatsächlich gab EZB-Präsident Mario Draghi bekannt, ab März für monatlich 60 Mrd. Euro Euro-Anleihen aufzukaufen. Dieses zunächst bis September 2016 angelegte „Quantitative Easing“- Programm hat somit ein Gesamtvolumen von über einer Billion Euro, was über den durchschnittlichen Markterwartungen lag. In welchem Ausmaß dies die Kreditvergabe und damit die Konjunktur in der Eurozone belebt, bleibt abzuwarten. Als sicher gilt dagegen, dass dieses Geld zumindest teilweise an die Börsen gelangt. Zudem schwächt die sehr lockere Geldpolitik der EZB den Außenwert der europäischen Gemeinschaftswährung. Der Abwärtstrend des Euro gegen US-Dollar setzte sich im ersten Quartal fort.
Die irritierende Politik der neuen populistischen Regierung Griechenlands vermochte die Börsen außerhalb Griechenlands dagegen kaum noch zu belasten. Auch die Konfrontation zwischen Russland und dem Westen wegen des Ukraine-Konfliktes spielte an den Kapitalmärkten keine große Rolle mehr, zumal die Vereinbarung eines zweiten Waffenstillstands in Minsk als erster Schritt einer Entspannung gewertet wurde.
Währungen, Zinsen, Renten und Rohstoffe
Das Geschehen an den Märkten wurde auch im ersten Quartal 2015 vor allem von der Notenbank-Politik bestimmt. Mitte Januar traf die Schweizerische Nationalbank (SNB) eine überraschende Entscheidung. Über drei Jahre lang hatte die SNB den Schweizer Franken an den Euro gekoppelt. Dazu hatte sie seit September 2011 über 300 Mrd. Franken in den Euro-Markt geben und damit eine weitere Aufwertung des Schweizer Franken verhindert. Mit dem Ende der Devisenmarktinterventionen sprang der Franken von 0,83 Euro auf die Parität von eins zu eins zum Euro. Bis Ende März pendelte sich der Wechselkurs bei rund 0,96 Euro ein. Auch gegenüber dem US-Dollar und dem japanischen Yen zeigte sich die europäische Gemeinschaftswährung schwächer: Der US-Dollar stieg im ersten Quartal von 0,83 Euro um 12 Prozent auf 0,93 Euro. Mitte März hatte der Euro mit 1,048 US-Dollar seinen tiefsten Stand seit 2003 erreicht. Die Erwartung einer weiteren Normalisierung der amerikanischen Geldpolitik, namentlich einer erster Leitzinserhöhung im Verlauf dieses Jahres, bei gleichzeitig sehr lockerer Geldpolitik in Euroland spricht für die Aufwertung des Dollars gegenüber dem Euro. Allerdings dürfte dieses Szenario weitgehend „eingepreist“ sein, so dass Gegenbewegungen wie in der zweiten Märzhälfte möglich bleiben, als sich der Euro binnen weniger Tage um über 5 Prozent bis 1,10 Dollar erholte. Deutlich weniger Bewegungen gab es im Wechselkurs zwischen Dollar und Yen, der im ersten Quartal um 120 Yen pro Dollar pendelte.
An den wichtigsten Rentenmärkten setzte sich der Aufwärtstrend der Anleihekurse fort. So fiel die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen von 2,17 auf 1,94 Prozent. Die Rendite entsprechender deutscher Bundesanleihen sank gar von 0,55 auf 0,25 Prozent. Während sich die europäischen Rentenmärkte auf das begonnene Anleihekaufprogramm der EZB stützen konnten, reichte in den USA schon die Hoffnung auf einen späteren Zeitpunkt der ersten Leitzinserhöhung für weitere Kursgewinne.
An den Rohstoffmärkten überwogen – zumindest in US-Dollar gerechnet – die Preisrückgänge. Der Rogers International Commodity Index (RICI) fiel im ersten Quartal um 7,5 Prozent. Der Preisrückgang traf alle Teilbereiche: Fossile Energieträger, Metalle und Agrarrohstoffe. Allein der Silberpreis konnte sich auch in US-Dollar etwas erholen, nämlich seit Jahresbeginn um 6,4 Prozent auf 16,67 Dollar.
Die Erwartung etlicher Beobachter, der Ölpreis werde sich nach seiner Halbierung im zweiten Halbjahr 2014 rasch wieder erholen, erwies sich als falsch. Rohöl der europäischen Sorte Brent wurde im ersten Quartal um 4,4 Prozent billiger, blieb aber bis zum Quartalsende über dem Mitte Januar markierten Mehr-Jahres-Tief von 47,90 Dollar. In den USA fiel der Preis für ein Barrel der Sorte „West Texas Intermediate“ (WTI) auf ein neues 6-Jahres-Tief unter 45 Dollar. Die Internationale Energieagentur erwartet für das erste Halbjahr 2015 ein Überangebot von zwei Millionen Barrel täglich und ein langsameres Nachfragewachstum. Dennoch erklärte der weltgrößte Ölexporteur, Saudi-Arabien, dass seine Fördermenge derzeit nahe dem Rekordvolumen von fast 10 Millionen Barrel pro Tag läge und nicht verringert werde. Das Angebot aus dem Nahen Osten könnte sogar noch größer werden, wenn der Iran nach einer Einigung im Atomstreit an den Ölmarkt zurückkehren darf. Auch die Menge russischen Rohöls auf dem Weltmarkt dürfte weiter steigen, weil die inländische Nachfrage aufgrund der Rezession dort fällt. Gleichzeitig wird in den USA inzwischen so viel Öl gefördert wie seit November 1972 nicht mehr: rund 9,4 Mio. Barrel täglich. Die US-Ölreserven sind auf den höchsten Stand seit Januar 1984 gestiegen: Neben knapp 700 Millionen Barrel strategischer Ölreserven lagern in den USA gegenwärtig gut 450 Millionen Barrel.
Der Goldpreis machte zwar mit dem Anstieg bis 1.300 Dollar pro Unze Mitte Januar einen Versuch, aus seinem Abwärtstrend auszubrechen. Schon in der letzten Januarwoche folgte aber der Rückfall. Das Quartal beendete der Goldpreis schließlich unverändert bei 1.181 Dollar pro Unze. Aus Sicht eines Euro-Anlegers war Gold aufgrund von Währungsgewinnen dennoch weiterhin gewinnbringend: In Euro stieg der Goldpreis seit Jahresbeginn um gut 12 Prozent auf 1.100 Euro pro Unze.
Aktienmärkte
Beim Jahreswechsel war die Stimmung an den Aktienbörsen zunächst noch zurückhaltend. In den Vorjahren hatten viele Anleger US-amerikanische gegenüber europäischen Aktien favorisiert. Dies veränderte sich im ersten Quartal: Kontinentaleuropäische Aktien schnitten besser als US-Aktien ab. Aus dem Bewertungsblickwinkel sind diese Umschichtungen verständlich: Während sich das Gewinnwachstum bei US-Unternehmen abschwächt, stiegen in Europa die Chancen auf eine Aufholjagd. Die Schätzungen für das US-Gewinnwachstum wurden in den vergangenen Wochen nach unten korrigiert. Ging man bis in den Herbst hinein stets von zweistelligen jährlichen Wachstumsraten bei „Corporate America“ aus, wird nun im Durchschnitt sogar ein Gewinnrückgang erwartet – nicht zuletzt aufgrund des gestiegenen Dollar-Wechselkurses. Der Dow Jones Industrial Average beendete das erste Quartal mit einem kleinen Rückgang um 0,3 Prozent bei 17.776. Der S&P-500 schaffte immerhin ein kleines Plus von 0,4 Prozent. Besser entwickelten sich zahlreiche Technologie-Werte. Der Nasdaq Composite stieg in den ersten drei Monaten 2015 um 3,5 Prozent. Der Nasdaq Biotechnology Index setzte seine Rallye fort und stieg um 13,2 Prozent. Hinzu kommen aus Sicht von Euro-Anlegern noch die Währungsgewinne von rund 12 Prozent.
Legende: rot = S&P 500 (USA) / grau = Euro Stocks 50 (Europa)
Insgesamt aber entwickelten sich europäische Aktien im ersten Quartal besser als amerikanische. Die Europäische Zentralbank hat mit ihrem Anleihekaufprogramm ihre Geldpolitik noch einmal sehr gelockert und die Konjunkturmeldungen für Euroland verbesserten sich weiter. Der Euro-STOXX-50 brach, wie andere europäische Aktienindizes, aus der Seitwärts-Pendelbewegung des Vorjahres aus und erreichte neue Mehr-Jahres-Hochs. Für das erste Quartal ergibt sich ein Anstieg um 17,5 Prozent auf 3.697. Ähnlich gut entwickelten sich die nationalen Aktienindizes beispielsweise in Frankreich (17,8 Prozent) und Österreich (16,2 Prozent). Zu den besten Aktienmärkten zählte Deutschland, wo DAX und MDAX jeweils 22 Prozent anstiegen und neue Rekordwerte erreichten. Der DAX markierte mit 12.219 Mitte März seinen jüngsten Höchststand und beendete das Quartal bei 11.966.
Als Mitte Januar die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Koppelung der Schweizer Franken an den Euro aufhob, reagierten die Devisen- und Kapitalmärkte sofort: Der Franken erhöhte seinen Wert schlagartig von 0,83 auf 1,01 Euro. Die Kurse an der Aktienbörse Zürich brachen zunächst um 15 Prozent ein, erholten sich aber bis Ende März, so dass der Swiss Market Index (SMI) das Quartal mit einem kleinen Plus von 1,6 Prozent beendete.
Auch die Börse in Tokio vermeldete Indexgewinne. Der Nikkei-225 erreichte erstmals seit dem Jahr 2000 wieder 19.000 Punkte und beendete das Quartal bei 19.207 – ein Anstieg um gut 10 Prozent im ersten Quartal 2015. Auch an den kontinentalasiatischen Börsen überwogen die Kursgewinne. So ging es an den chinesischen Aktienmärkten weiter bergauf. Der Aktienindex in Shenzhen verzeichnete ein Plus von 12,9 Prozent.
Ihr
Wolfgang Ruch
Quelle: BCA Investment Research. Eigene Analysen. Stand: 02.04.2015