Ruch Finanzberatung

Gesellschaft für private Finanzplanung

Investmentfonds – Wie Analysten bei der Aktienanalyse vorgehen

Auf meiner letzten Investmentreise nach Paris hatte ich das Vergnügen direkt mit den Fondsmanagern zu ihrem Auswahlprozess der Inhalte der Investmentfonds zu sprechen.

Gerne möchte ich hier diese Informationen für meine Kunden etwas aufbereiten:

Wer sich entschließt, einen Teil seines Vermögens in Aktien zu investieren, betritt ein weites Feld mit tausenden börsennotierten Unternehmen weltweit. Die zentrale Frage lautet: In welche Aktien lohnt sich ein Investment – und wie kann man das herausfinden?

Viele Anlegerinnen und Anleger greifen aus Gründen der Einfachheit zu breit gestreuten Indexfonds, sogenannten ETFs. Diese bilden bestimmte Märkte oder Branchen ab und gelten als kostengünstig sowie risikoarm. Doch der Nachteil liegt auf der Hand: Es wird meist nicht geprüft, wie es um die Zukunftsfähigkeit der einzelnen Unternehmen im Index bestellt ist – weder im Hinblick auf Marktposition, Managementqualität noch Innovationskraft. Das birgt Risiken, die man nicht auf den ersten Blick erkennt.

Um fundierte Anlageentscheidungen zu treffen, die sich besser entwickeln als ein Indexfonds oder ETF, setzen Fondsmanager und professionelle Investoren auf verschiedene Analysemethoden. Diese lassen sich grob in vier Hauptkategorien einteilen:

1. Technische Analyse (Chartanalyse)

Hierbei werden vergangene Kursverläufe analysiert, um daraus zukünftige Kursbewegungen abzuleiten. Es geht um Muster, Trends und sogenannte charttechnische Signale – wirtschaftliche oder unternehmensbezogene Kennzahlen bleiben außen vor. Diese Methode wird oft für kurzfristige Marktbewegungen genutzt.

2. Sentimentanalyse

Diese Form der Analyse betrachtet die Stimmung am Markt – also die Einschätzungen und Emotionen der Anleger. Sie liefert Hinweise auf mögliche Über- oder Unterbewertungen von Aktien, ist aber meist nur für sehr kurze Zeiträume hilfreich und liefert keinen Rückschluss auf den inneren Wert eines Unternehmens.

3. Quantitative Analyse

Hier werden große Mengen von Daten mathematisch und statistisch ausgewertet, oft mit Hilfe automatisierter Modelle und Algorithmen. Das Ziel: Muster erkennen und Entscheidungen auf Basis objektiver Kennzahlen treffen. Auch Elemente der technischen Analyse können in solche Modelle einfließen.

4. Fundamentalanalyse

Dieser Ansatz ist besonders bei langfristig orientierten Anlegern beliebt. Es geht um die gründliche Bewertung eines Unternehmens basierend auf betriebswirtschaftlichen und volkswirtschaftlichen Faktoren. Analysiert werden zum Beispiel:

  • Markt- und Wettbewerbsposition

  • Umsatz- und Gewinnentwicklung

  • Bilanzqualität und Verschuldung

  • Abhängigkeiten von einzelnen Produkten, Kunden oder Lieferanten

  • Qualität und Strategie des Managements

Ziel ist es, ein möglichst realistisches Bild von der zukünftigen Ertragskraft des Unternehmens zu bekommen – und daraus abzuleiten, ob der aktuelle Aktienkurs ein faires Chance-Risiko-Verhältnis bietet.

Analyseart Fokus Zeithorizont Ziel
Technische Analyse Kursverläufe, Trends und Muster Kurzfristig Prognose von Kursbewegungen
Sentimentanalyse Stimmung und Marktverhalten der Anleger Sehr kurzfristig Erkennen von Über- oder Unterbewertungen durch Marktstimmung
Quantitative Analyse Mathematische Modelle und Datenanalyse Kurz- bis mittelfristig Erkennen statistischer Muster für Entscheidungen
Fundamentalanalyse Unternehmenskennzahlen, Marktumfeld, Management Langfristig Ermittlung des fairen Wertes einer Aktie

Professioneller Analyseprozess: Mehr als Zahlen vergleichen

Ein fundierter Analyseprozess beginnt oft mit der Sichtung von Geschäftsberichten, dem Studium von Marktstudien und der Kontaktaufnahme zu Brancheninsidern, Kunden oder Wettbewerbern. Auch Gespräche mit dem Unternehmensmanagement gehören – sofern möglich – zur Informationsbeschaffung. Auf dieser Grundlage werden verschiedene Zukunftsszenarien entworfen und mit Eintrittswahrscheinlichkeiten versehen. Nur so lässt sich einschätzen, ob ein Aktienkurs im Verhältnis zur erwarteten Entwicklung angemessen ist.

Verantwortung als Miteigentümer: Langfristiges Engagement

Mit dem Kauf einer Aktie wird man Miteigentümer eines Unternehmens. Das bedeutet auch Verantwortung: Wer langfristig investiert ist, will die Entwicklung des Unternehmens aktiv begleiten – sei es durch kritische Fragen an das Management, die Ausübung von Stimmrechten oder durch Einflussnahme auf strategische Entscheidungen im Rahmen der Hauptversammlung. Auch das macht das Fondsmanagemt für die Anleger

Dieses sogenannte Active Ownership zielt darauf ab, die Unternehmensführung im Sinne nachhaltigen Wirtschaftens zu unterstützen oder – wo nötig – als Korrektiv zu wirken.

Fazit:

Wer sich nicht nur auf Indexprodukte verlassen will, sondern gezielt in einzelne Unternehmen investieren möchte, braucht eine strukturierte Herangehensweise. Die Fundamentalanalyse bietet hierfür ein solides Fundament, erfordert aber Zeit, Erfahrung und Zugang zu den richtigen Informationsquellen. Für Privatanleger kann es daher sinnvoll sein, sich an professionelle, aktiv gemanagte Fonds oder Berater zu wenden, die solche Prozesse bereits etabliert haben.

Sie haben weitere Fragen zu diesem Thema?
Einfach anrufen oder eine e-mail schreiben.
Ihr
Wolfgang Ruch

Kommentare sind geschlossen.