„Bring dein Geld aufs Sparbuch, da erhältst du Zinsen!“ – so, oder so ähnlich sah wohl bei jedem die erste Lektion in Sachen Geldanlage aus. Das gute alte Sparbuch. Festverzinst, sicher und bodenständig. Doch die Zeiten, in denen man mit den grundlegenden Bankvehikeln eine Rendite erwirtschaften konnte, scheinen auf unabsehbare Dauer vorbei zu sein. Die Niedrigzinsen haben Einzug gehalten. Banken und letztlich auch Sparer sind von der Niedrigzinsphase betroffen und müssen andere Wege finden, Renditen zu erzielen.
Negativzinsen sind bereits zum Alltag geworden, doch mittlerweile nicht mehr alleiniges Markenzeichen der EZB, denn auch immer mehr gewöhnliche Banken haben die Kosten für Negativzinsen auf EZB Einlagen in Höhe von 0,4 % bereits auf Ihre Kunden abgewälzt und berechnen ihrerseits den eigenen Kunden Strafzinsen. So etwa die Alternative Bank Schweiz, oder die Raiffeisenbank Gmund am Tegernsee. Letztere zwar erst ab einem Guthaben von 100.000 E, doch Strafzins bleibt Strafzins, oder in neuem Banker-Deutsch: „Verwahr-Entgelt“. Um Strafzinsen zu vermeiden müssen die Banken ihr Kontenguthaben demzufolge reduzieren.
Ein probates Mittel in einem solchen Szenario wäre die Kreditvergabe. Allerdings müssten die Begleitumstände so attraktiv sein, dass der Kunde an der Aufnahme eines Kredites überhaupt interessiert ist. Eine Anpassung an das Verhaltensmuster der EZB scheint denkbar. Das hieße Darlehenszinsen zu senken und so bestehendes Geldguthaben auf vergebene Kredite umzuverteilen. Diesem Muster folgend, würden nach jeder Anpassungsphase die
Darlehenszinsen gesenkt werden, um Kredite „an den Mann zu bringen“. Folgt man dem Gedankengang konsequent, so wäre irgendwann der Zeitpunkt gekommen, an dem die Bank dem Darlehensnehmer Zinsen für die Aufnahme eines Darlehens bezahlen müsste, um Negativzinsen zu entgehen – Voraussetzung ist natürlich, dass der zu zahlende negative Strafzins höher ist, als der negative Darlehenszins, der dem Kunden ausgezahlt wird. Würde daraus dann der langersehnte Konjunkturschub entstehen oder wäre es nur ein Strohfeuer, das nicht lange anhält?!
Alles reine Utopie und völliger Nonsens? Nun gut, glücklicherweise handelt es sich hierbei jedoch erstmal um ein fiktives Gedankenspiel, denn noch werden wir nicht persönlich mit Negativzinsen konfrontiert, zumindest nicht flächendeckend. Zwar hatten wir ähnliche Szenarien, doch keines erreichte die hier beschriebenen Ausmaße. Es handelt sich also um absolutes Neuland, das wir nun – zumindest einmal gedanklich – zum ersten Mal betreten haben. Ob es aber bei dabei bleibt oder doch irgendwann Realität ist, wird erst die Zukunft zeigen können.
mit freundlicher Genehmigung der Greiff capital management AG