Heute habe ich drei Fragen an Sie:
1) Woher wissen wir, was wir wissen?
2) Können wir von der Vergangenheit auf die Zukunft schließen?
3) Warum erwarten wir nicht das Unmögliche?
Die Antwort auf alle drei Fragen hat schon der Philosoph Bertrand Russel 1912 in seinem Buch „The Problems of Philosophy“ zusammengefasst und der libanesische Erfolgsautor Nassim Taleb hat es in seinem Buch „Narren des Zufalls“ aufgegriffen: Ein Truthahn, der jeden Tag Nahrung erhält, geht davon aus, dass es auch weiterhin jeden Tag Nahrung gibt. Es festigt sich sein Wissen, dass ihm der Mensch wohlgesonnen sei. Nichts im Leben des Truthahnes deutet darauf hin, dass sich dies ändern wird. Dann kommt Thanksgiving!
Auch wir Menschen müssen uns eingestehen, dass die größten Katastrophen für uns meist völlig überraschend kommen. „Es ist ratsam, hinter Dinge, die man lange für selbstverständlich gehalten hat, immer mal wieder ein Fragezeichen zu setzen“, folgerte Bertrand Russel.
Nassim Taleb nennt dieses Phänomen, unsere Unfähigkeit, aus Vergangenem auf das Zukünftige zu schließen, den „Schwarzen Schwan“. In der westlichen Welt ging man lange Zeit davon aus, dass Schwäne weiß seien. Schwan war gleich weiß. Bis Naturwissenschaftler im 17. Jahrhundert die Rasse „Schwarzen Schwan“ entdeckten. Was bisher undenkbar gewesen war, wurde plötzlich selbstverständlich. Und was selbstverständlich ist, wird meist auch überschätzt. Oder haben Sie nicht das Gefühl, dass nach den Terroranschlägen in Paris und Brüssel die Gefahr deutlich höher ist, bei einem Terroranschlag in Europa ums Leben zu kommen? Die Statistik zeigt ein anderes Bild: In den 70iger und 80iger Jahren gab es weitaus mehr Terroranschläge und Tote in Europa als aktuell (s. Grafik). Dennoch ist die aktuelle Bedrohung präsenter und damit in den Köpfen wahrscheinlicher.
Solche Wahrnehmungsverzerrungen umgeben uns an der Börse ständig. Talebs „Schwarze Schwan“ Theorie ist eine Absage an das Ursache-Wirkungs-Prinzip, mit dem so gerne in unserer Branche argumentiert wird. Und es ist eine warnende Erinnerung daran, dass wir uns am stärksten an jene Säulen klammern, die wir wanken sehen. Welche Säulen befinden sich in Ihrem Portfolio? Was waren die schwarzen Schwäne, also die unerwarteten Ereignisse in Ihrem Investorenleben, und wann traten diese auf? Schon wieder drei Fragen!
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Ihr
Wolfgang Ruch
Text mit freundlicher Genehmigung der GREIFF capital management AG