Sie haben alles richtig gemacht, denken Sie. Sie haben sich einen unabhängigen Vermittler ausgesucht und diese Angaben im Vermittlerregister überprüft. Sie haben den Berater persönlich im ersten Termin kennen gelernt, ihm über seine Fachkenntnisse ein wenig auf den Zahn gefühlt und andere Kunden über die Dienstleistung berichten gehört . Und der erste Eindruck ist viel versprechend!
Nur leider haben Sie eine ganz entscheidende Frage nicht gestellt: Wie unabhängig ist Ihr Berater?
Viele werden jetzt gar nicht wissen, was ich mit dieser Frage meine. Die Antworten darauf sind für einen Kunden auch nur schwer zu überprüfen. Daher möchte ich hier einige Beispiele geben:
DVAG (Deutsche Vermögensberatung): Geworben wird z.B. mit folgendem Text:
„Profitieren Sie von ganzheitlichen Lösungen. Unsere Kunden haben die Wahl branchenübergreifend immer das abzuschließen, was bestmöglich passt. „Alles aus einem Kopf“, so arbeiten unsere Vermögensberater, und greifen dabei auf das Produktangebot erstklassiger Partnergesellschaften aus allen Bereichen der Finanzbranche zurück.“
Wettbewerbsrechtlich ist dieser Text sauber und nicht abmahnfähig. Nur muss man wissen, was dahinter steht. Die DVAG ist inzwischen der exklusive Vertrieb der AachenMünchener Versicherung, eine Tochter des Generali Konzerns, zu dem auch die Central Krankenversicherung und die Volksfürsorge Lebensversicherung gehört. Dieser Konzern hält 40% minus 10 Aktien an der DVAG und die Vermögensberater vermitteln Versicherungen aus dem Konzern der Generali. Ist das unabhängig?
AWD (Allgemeiner Wirtschaftsdienst): Als Unabhängiger Finanzdienstleister im Jahre 1988 von Carsten Maschmeyer gegründet, wurde er im Jahr 2007 mehrheitlich von der Swiss Life Versicherung und im Jahr 2008 vollständig von dieser übernommen. Durch verschiedene negative Berichte über die Verkaufspraktiken des Vertriebs möchte die Swiss Life scheinbar in Kürze den Namen in „Swiss Life Best Select“ ändern.
Die Handelsvertreter sind rechtlich Mehrfachagenten. Es werden auch Versicherungen von Gesellschaften außerhalb des Konzerns Swiss Life vermittelt, jedoch gibt es s.g. Premiumpartner, zu denen auch die Swiss Life gehört. Gekauft hat die Swiss Life den AWD, um die Produkte in Deutschland besser vertreiben zu können (laut Interview der Swiss Life zu der Übernahme des AWD im Jahr 2007). Ist das unabhängig?
Bei diesen beiden Gesellschaften wird die gesellschaftsrechtliche Verbindung zu den Anteilseignern dem Kunden gegenüber auch angegeben. Spätestens mit der gesetzlichen Erstinformation erkennt der Kunde die Abhängigkeit, da Anteile von 10% und mehr an dem Vermittler durch eine Versicherung offen gelegt werden müssen.
Spannender ist es da schon bei der MLP AG: Das börsennotierte Unternehmen wurde 1971 gegründet und ist gesetzlich als Versicherungsmakler zugelassen.
Da jeweils nur eine Kapitalbeteiligung von 10% und mehr dem Kunden gegenüber offen gelegt werden müssen, findet man folgende Aktionäre nur im Geschäftsbericht der AG.
So waren folgende Versicherungen an der MLP AG zum 31.12.2011 beteiligt: (laut Geschäftsbericht 2011)
Swiss Life Holding 9,90%
HDI (über Talanx) 9,89%
Barmenia 6,67%
Allianz 6,27%
Ohne Frage, alles seriöse und renommierte Versicherungsgesellschaften. Warum halten diese nicht unerhebliche Anteile an einem Versicherungsvertrieb? Ist das Unabhängigkeit?
Tecis Finanzdienstleistungen AG: gestartet 1991 machte das Unternehmen einen kometenhaften Aufstieg, ging 1998 an die Börse und wurde 2002 vom AWD übernommen und ist inzwischen eine 100% Tochter des AWD. Ja, genau des AWD, der heute eine 100% Tochter der Swiss Life Versicherung ist. Ist das Unabhängigkeit?
Das Problem ist jedoch, das Kapitalbeteiligungen von unter 10% an einem Versicherungsmakler oder Versicherungsvertrieb durch eine Versicherung kaum überprüfbar sind, wenn der Vermittler nicht als börsennotierte Aktiengesellschaft entsprechende Offenlegungspflichten hat.
Es gibt aber auch die Fälle, in denen ein Versicherungsunternehmen sich alle Anteile eines Versicherungsmaklers oder zumindest eine sehr große Beteiligung einkauft. So besitzt z.B. die WWK Versicherung den Versicherungsmakler „1:1 Assekuranzservice AG“ und die Hanse Merkur ist mehrheitlich an dem PKV Makler „Impuls Finanzmanagement AG“ beteiligt. In der Erstinformation muss nur angegeben werden, dass eine Versicherung mehr als 10% der Anteile am Unternehmen hält. Ist das unabhängig? Mein Kollege Sven Hennig hat sich in seinem PKV Blog mit diesem Problem in einem Artikel auseinandergesetzt.
Wie ist dies bei der Ruch Finanzberatung GmbH geregelt?
Ganz einfach, 100% der Gesellschaftsanteile gehören dem Geschäftsführer Wolfgang Ruch. Es ist keine Versicherung oder Bank an dem Unternehmen beteiligt. Es gibt keine Darlehen oder sonstige Abhängigkeiten. Denn nur so können wir aus unserer Sicht unabhängig am Markt agieren und wirklich nur die Interessen der Kunden im Auge haben.
Wie ist dies bei Ihrem bisherigen Versicherungsvermittler geregelt? Fragen Sie einmal nach.