Ruch Finanzberatung

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Wenn ein Stück Papier reicht: Die unterschätzte Gefahr klassischer Überweisungen

Viele Menschen denken bei Kontobetrug sofort an Online-Banking, Phishing-Mails oder gehackte Passwörter. Dabei gibt es eine Betrugsmasche, die fast schon aus der Zeit gefallen wirkt – und gerade deshalb oft unterschätzt wird: der Betrug per klassischem Überweisungsträger aus Papier.

Ganz ohne Internet, ohne Computerkenntnisse und ohne technische Tricks können Kriminelle Geld von fremden Konten überweisen. Ein ausgefüllter Überweisungsträger reicht – wird er bei der Bank eingereicht, geht das Geld auf Reisen, häufig ins Ausland.

Was dafür nötig ist, ist erschreckend wenig:
der Name des Kontoinhabers, die IBAN (gegebenenfalls die BIC) und eine Unterschrift.
Technisches Know-how braucht es dafür nicht. Genau das macht diese Masche so gefährlich.

Viele Kundinnen und Kunden fragen sich an dieser Stelle: Müsste die Bank so etwas nicht merken?
In der Praxis sieht es leider oft anders aus. Kleine Beträge werden nicht immer einzeln geprüft, Unterschriftenkontrollen sind im Massengeschäft eingeschränkt und bei beleghaften Überweisungen fehlt häufig eine zusätzliche Sicherheitsstufe. Kommt dann noch hinzu, dass Kontoauszüge nur unregelmäßig kontrolliert werden, bleibt ein solcher Betrug mitunter wochenlang unbemerkt.

Die gute Nachricht: Sie können selbst eine Menge tun, um dieses Risiko deutlich zu reduzieren.

Wenn Sie Überweisungen ohnehin online oder direkt am Schalter erledigen, können Sie bei Ihrer Bank die beleghaften Überweisungen sperren lassen. Viele Institute – insbesondere Sparkassen – bieten diese Möglichkeit inzwischen direkt im Online-Banking an. Papierüberweisungen werden dann gar nicht mehr bearbeitet.

Ebenso wichtig ist ein sorgsamer Umgang mit Ihren Bankdaten. Schon Fotos von Vorder- und Rückseite Ihrer Girokarte enthalten alle relevanten Informationen. Tragen Sie Ihre Geldbörse möglichst nah am Körper und lassen Sie keine Unterlagen offen liegen. Zusätzlich empfehle ich, die Kontoauszüge regelmäßig zu prüfen – idealerweise einmal pro Woche. Je früher etwas auffällt, desto einfacher ist die Klärung.

Besondere Aufmerksamkeit ist bei älteren Kontoverbindungen sinnvoll. Dort sind oft noch sehr alte Unterschriftsproben hinterlegt, was das Risiko zusätzlich erhöhen kann.

Und was passiert, wenn es doch passiert?
In den meisten Fällen bekommen Sie Ihr Geld zurück. Banken sind grundsätzlich verpflichtet, unberechtigte Überweisungen zu erstatten, entsprechende Sicherungssysteme bestehen. Bearbeitungsgebühren dürfen dafür nicht verlangt werden.

Es gibt allerdings Ausnahmen. Wird eine Unterschrift als nicht eindeutig gefälscht eingestuft, kann es im Einzelfall zu Diskussionen kommen. Gerichte haben hier bereits entschieden, dass dann eine Mitschuld möglich ist. Auch deshalb gilt ganz klar: Vorsorge ist besser als Nachsorge.

Übrigens betrifft diese Betrugsmasche nicht nur Privatpersonen. Auch Unternehmen geraten ins Visier, insbesondere wenn viele kleine, unauffällige Beträge gebucht werden. Bei hohem Zahlungsverkehr können solche Abbuchungen leicht untergehen. Klare interne Kontrollen sind hier besonders wichtig.

Auch die Banken selbst haben reagiert. Außenbriefkästen für Überweisungen werden zunehmend abgeschafft, Überweisungsträger sind oft nur noch am Schalter erhältlich. Bei höheren Beträgen wird genauer geprüft, teilweise kommt sogar Software zur Unterschriftenanalyse zum Einsatz. Trotzdem bleibt: Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht – vor allem bei kleinen Beträgen.

Mein Fazit:
Nicht jede Gefahr ist digital. Gerade scheinbar „alte“ Verfahren bergen heute Risiken, weil man ihnen weniger Aufmerksamkeit schenkt. Prüfen Sie, ob Sie Papierüberweisungen überhaupt noch benötigen, sperren Sie diese wenn möglich und kontrollieren Sie Ihr Konto regelmäßig.

Wenn Sie unsicher sind, welche Einstellungen bei Ihrer Bank sinnvoll sind oder Unterstützung bei der Absicherung Ihrer Finanzangelegenheiten wünschen, sprechen Sie mich gerne an. Prävention ist hier einfach – und sehr wirksam.

Ihr
Wolfgang Ruch

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