Ruch Finanzberatung

Gesellschaft für private Finanzplanung

Die Zukunft – eine bargeldlose Welt?

Die Finanzminister in der EU überlegen, die Möglichkeit der Bargeldtransaktionen immer weiter zu beschränken. Es spielt ihnen natürlich in die Hände, dass der bargeldlose Zahlungsverkehr von Nichtbanken in Deutschland aktuell bei ca. 54 Mrd. Euro jährlich liegt.
In der Zeit von 1995 bis 2015 ist die Anzahl der ausgegebenen Kreditkarten um etwa 60% gestiegen, wobei die meisten Kunden Visa (ca. 16,7 Mio. Kunden) und Mastercard (ca. 16,1 Mio. Kunden) nutzen. Glücklicherweise ist der polizeilich gemeldete Kreditkartenbetrug in dieser Zeit auch um ca. 50% gesunken.
Weltweit wird eine Zunahme der digitalen Bezahlvorgänge von jährlich fast 11% erwartet. Diese teilen sich jedoch sehr unterschiedlich auf.
Während in Europa mit einer Steigerung von ca. 6,5% gerechnet wird, sind es vor allem die asiatischen Länder mit Steigerungsraten von über 25% jährlich.
Im Sommer 2016 war ich selber in China und habe mich dort mit dem Thema Zahlungssysteme beschäftigt. So werden dort mit einer Art Messenger (WeChat) Gelder zwischen den Personen über das Handy hin- und hergeschickt oder der Cocktail an der Bar bezahlt. Ganz ohne Zwischenschaltung einer Bank.

Internationaler Vergleich und Prognose der Bargeldlosentransaktionen
Abb.: Bargeldlose Transaktionen weltweit (in Mrd.)
Quelle: EHI Retail Institute; World Payments Report 2017. *Schätzwerte

Die USA und Kanada können bei diesen Steigerungen nicht mithalten und erwarten nur ein Wachstum von ca. 4,3% Zunahme der digitalen Zahlungen. Daher planen US amerikanische Finanzdienstleister durch Ausbau von Kundenbindungsprogrammen und Werbung eine deutliche Steigerung der Wachstumsprognose zu erzielen, denn auch dort ist es erklärtes Ziel, den Bargeldumsatz zu reduzieren.

Die Skandinavischen Länder werden voraussichtlich als erste Europäer das Bargeld vollständig abgeschafft haben. Schon heute werden 80% aller Transaktionen in Schweden elektronisch oder per Bankkarte getätigt (in Dänemark 75%) In beiden Ländern ist es geplant die Geldnoten für die Zukunft abzuschaffen.
Die Deutschland wiederum sieht es völlig anders aus. Hier werden 79% aller Transaktionen mit Bargeld als das meistgenutzte Zahlungsmittel vorgenommen. Durchschnittlich liegen die Rechnungen bei Barzahlung bei 13,- bis 14,- Euro, bei EC-Karten-Zahlung bei 30,- Euro und bei Kreditkartenzahlung bei 59,- Euro
In Europa sind bereits verschiedene Zukunftsvision in der Diskussion, mal sehen, wann diese umgesetzt werden.

– Bezahlung per RFID-Chip unter der Haut
– Aufhebung der Bargeldpflicht
– Fingerpayment
– Mobile Payment / Mobile Wallet

Die Gründe für die Zunahme des kontaktlosen Bezahlens sind vielfältig. Nichtbanken treiben Innovationen im Bereich bargeldloser Zahlungsverkehr voran. Neue Zahlungsdienstleister wie Paypal oder Alipay gewinnen mehr Marktanteile im Zahlungsverkehr und außerdem gibt es einen starken Anstieg des E-Commerce, Mobile-Payments, Micro Payments und der Kryptische Währungen. Gleichzeitig eine Zunahme an kostenlosen Kreditkarten zu verbesserten Konditionen. Auch für den Bereich Kredite kommen immer mehr neue Player auf den Markt, wie beispielsweise smava. Hier werden verschiedene Kreditanbeiter durch einen Kreditvergleich in Deutschland abgebildet.
Für Banken ist diese Tendenz eine weitere Herausforderung. Denn Bargeld ist kostspielig zu transportieren, hat hohe Verwaltungskosten und Händler zahlen in Deutschland durchschnittlich 1,25 Prozent der Transaktionssummen an Banken und Kreditkartenanbieter

Obwohl der Kreditkartenbetrug in den letzten Jahren stark gesunken ist, haben viele Menschen in Deutschland noch immer Angst davor Opfer von digitaler Kriminalität zu werden. Gleichzeitig besteht die Angst von Überwachungsstaat und Datenmissbrauch – Gläserne Kunde und die Bedenken im Verlustfall keine Bezahlmöglichkeiten zu haben und die Fehlende Anonymität und Kontrollverlust der Ausgaben.

Es gibt aber auch viele Chancen: So sind Bargeldlosentranskationen ein effizientes und schnelles Zahlungsmittel. Es gibt eine bessere Verfolgbarkeit von Steuerhinterziehung, Geldwäsche und Schwarzarbeit, sowie bessere Kontrolle der Terrorfinanzierung. Gleichzeitig werden jährliche Mehreinnahmen des Staates in Höhe von 35 Milliarden Euro durch Eindämmung der Schattenwirtschaft erwartet.

Wie so häufig liegen Chance und Gefahr recht eng beieinander.
Wie sehen Sie dieses Thema?

Ihr
Wolfgang Ruch

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