Ruch Finanzberatung

Gesellschaft für private Finanzplanung

Liebesgeflüster – oder „Schatz, warum haben wir keine Aktien?“

Bei der letzten Zugfahrt wurde ich ungewollt Zeuge des folgenden Gespräches eines Ehepaares in den besten Jahren:
Sie: In der Zeitung steht, der deutsche Aktienmarkt hat 2013 hohe zweistellige Renditen erzielt. Warum haben wir keine Aktien?
Er: Der Dax steht doch auf Höchstständen. Nochmal steigen wir nicht am Hoch ein!
Sie: Hast du das nicht auch letztes Jahr gesagt?
Er: Ja und jetzt steht der Markt noch höher!
Sie: Was ist, wenn er am Ende dieses Jahres noch höher steht?
Er: Was soll das, willst du mich ärgern?

Den Rest der Konversation erspare ich Ihnen, denn er fällt eher in die Rubrik Kommunikationsversagen in der Ehe. Aber der kleine gezeigte Ausschnitt spiegelt ein weit verbreitetes Dilemma unter Privatanlegern wider:

1) Sie haben nur wenig oder keine Aktien in ihrem Anlageportfolio.
2) Sie haben schon einmal schlechte Erfahrungen mit der Aktienanlage gemacht.
3) Sie leiten aus vergangenen Erfahrungen zukünftiges Handeln ab.
4) Sie misstrauen der Börse.

Als Börsenprofi ist man schnell dabei, mit rationalen Argumenten diesem emotionalen Verhalten zu begegnen:

1) Gewinn-Bewertung
Das Durschnitts KGV der letzten 30 Jahre liegt bei 18,5! Das aktuelle DAX KGV liegt bei 13. Damit haben wir bewertungstechnisch noch 40% Luft um auf das Durchschnitts KGV zu kommen. Von Überbewertungen von KGVs bei 30, wie z.B. zu Zeiten der Technologie Blase 2000, sind wir meilenweit entfernt. Aus dieser Warte könnte der Dax locker auf 12.000 bis 12.600 Punkte steigen. Mit anderen Worten: Der deutsche Aktienmarkt ist nicht hoch bewertet.
 
2) Kursbewertung
Auch aus Sicht der reinen Kursentwicklung (also ohne Dividenden) hat der Dax sein Hoch von 2000 noch nicht erreicht. Hier fehlen ca. 30% Zuwachs, um ein wirkliches Allzeithoch zu erreichen. Bezogen auf den DAX Performance Index würde dies einen Wert von 11.000 bis 11.700 Punkten bedeuten. Mit anderen Worten: Wir sind noch weit von den Höchstständen entfernt.

Aber all die rationalen Argumente nützen nichts, wenn man die Emotionen und das Verhalten der Anleger nicht berücksichtigt. Die Hausse nährt die Hausse. Geboren wird die Hausse in der größten Skepsis (März 2009), getragen wird sie in ständigem Warn- und Kritikmodus (2010-2013). Sterben wird sie in Euphorie. Von Euphorie ist derzeit nichts zu erkennen, im Gegenteil: Es scheint die meist gehassteste Hausse aller Zeiten zu sein, wie man an dem kleinen Dialog im Zug hören und sehen kann! Woran liegt das? Privatanleger vernichten real Geld in Zinswerten und institutionelle Anleger werden entweder durch Regulierung in Zinspapiere gezwungen oder durch ein quantitatives Risikomanagement, welches Volatilitäten fälschlicherweise als Risiko preist. Wer nicht dabei ist, dem missfällt die Hausse. Dies ist gleichzeitig weiterer Treibsatz für steigende Kurse, denn immer mehr Investoren werden umfallen und in den Aktienmarkt einsteigen oder Aktien höher gewichten. Von Höchstständen unter dem verhaltenswissenschaftlichen Gesichtspunkt können wir also erst reden, wenn die Gespräche im Zug, im Taxi oder in der Sauna wieder davon handeln, wie erfolgreich die eigenen Aktien sind und weshalb man unbedingt dabei sein müsse. Die derzeitige Skepsis unter den Privatanlegern ist das beste Zeichen dafür, dass wir die Höchststände noch nicht erreicht haben.

DAX Kursindex im Vergleich zum DAX Performanceindex

DAX

Gibt es neben dem Verhalten der Anleger weitere Anzeichen einer guten Börsenentwicklung?
 
Die Konjunkturdaten hellen sich immer mehr auf. Mit jeder weiteren Meldung der Verbesserung wird die Aktienanlage profitieren. Selbst drohende Zahlungsausfälle in den USA konnten die Börsen in 2013 kaum bremsen. Und die Diskussion steht im Februar dieses Jahres wieder an! Überraschungen liegen auf wirklich neuen unbekannten Meldungen, die die  Laune eintrüben. Derzeit ist jedoch wenig davon zu sehen. Der Konjunkturzyklus einer steigenden globalen BIP Leistung begünstigt die Aktie. Wir gehen 2014 von einem globalen BIP Wachstum von 3,5-4% aus! Das ganze kommende Jahrzehnt bis 2020 könnte von einem globalen BIP Wachstum von 4% geprägt sein. Da der Dax im Vergleich zum US Markt deutlich attraktiver aussieht, werden die ausländischen Investoren wieder stärker in Europa investieren. Zudem herrscht Anlagenotstand bei Investoren, die der Aktie kritisch gegenüber stehen. Der Berg an Zinspapieren bringt nichts mehr. Die große Rotation von Anleihen in Aktien wird weiter Geld an die Börse bringen. Dividenden schlagen Zinsen!

Das Jahresende 2014 kann also bei entsprechender Stimmung den Dax auf über 11.000 Punkte schieben ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Die 10.000 sind vielleicht schon bald fällig, bevor es dann dringend Zeit wird eine Korrektur einzulegen. Ihre nächste Gelegenheit für den Einstieg!

Mit freundlicher Genehmigung der
Greiff capital management AG

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