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AXA Immoselect – Die letzte Auszahlung und die Lehren aus der Krise

Der offene Immobilienfonds AXA Immoselect war über viele Jahre ein beliebtes Anlageprodukt für Privatanleger. Doch die Finanzkrise 2008 und strukturelle Schwächen des damaligen Fondssystems führten zu einer folgenschweren Kettenreaktion. Der Fonds investierte langfristig in Immobilien, ermöglichte jedoch die tägliche Rückgabe von Anteilen – ein System, das in der Krise nicht tragfähig war.

Als vor allem institutionelle Anleger im Zuge der Finanzkrise ihre Anteile massenhaft zurückgaben, reichte die Liquidität nicht aus. Der Fonds musste eingefroren und letztlich geschlossen werden. So wie dem AXA Immoselect erging es insgesamt 17 offenen Immobilienfonds mit einem verwalteten Vermögen von über 8 Milliarden Euro.

Um solche Probleme zukünftig zu vermeiden, hat der Gesetzgeber das Modell reformiert: Seitdem gelten eine Mindesthaltedauer von zwei Jahren und eine Kündigungsfrist von zwölf Monaten bei Anlagen in offenen Immobilienfonds.

Warum wurde der AXA Immoselect geschlossen?

Die Schließung des AXA Immoselect im Jahr 2011 war Teil eines größeren Strukturproblems. Im Detail:

  1. Liquiditätsprobleme durch massive Rückgaben: Viele Anleger wollten nach der Krise schnell an ihr Geld. Da Immobilien schwer kurzfristig veräußerbar sind, konnten nicht alle Rückgabewünsche erfüllt werden.
  2. Struktureller Konstruktionsfehler: Das Fondsmodell erlaubte tägliche Rückgabe bei gleichzeitig illiquiden Vermögensgegenständen – ein fundamentaler Widerspruch.
  3. Temporäre und spätere endgültige Schließung: Der Fonds wurde 2010 eingefroren und im Jahr 2011 dauerhaft geschlossen, da eine Wiedereröffnung wirtschaftlich nicht sinnvoll erschien.
  4. Gesetzgeberische Konsequenzen: Als Reaktion auf die Krise wurden neue gesetzliche Vorgaben für offene Immobilienfonds eingeführt, um Panikreaktionen zukünftig zu vermeiden.

Der Weg der Abwicklung – von 2011 bis zur finalen Auszahlung

Nach der Schließung im Oktober 2011 begann die offizielle Abwicklung des AXA Immoselect. Dabei wurden die Fondsimmobilien schrittweise verkauft.

  • 2014 übernahm die Depotbank CACEIS Bank die Verwaltung des Fonds und koordinierte die Liquidation.
  • Die Erlöse aus Immobilienverkäufen wurden regelmäßig anteilig an die Anleger ausgezahlt.
  • Die Veräußerungen erfolgten teils unter Verkehrswert, was zu finanziellen Verlusten führte.
  • Mit Stand 2023 war das gesamte Immobilienvermögen verkauft. Im Fonds verblieben nur noch liquide Mittel, die jedoch durch Rückstellungen und laufende Klagen teilweise blockiert waren.
  • Im Februar 2025 erfolgte schließlich die endgültige Auszahlung an die Anleger. Der Fonds wurde aufgelöst und aus dem Register gelöscht.

Fazit: Ein Lehrstück für Anleger und Gesetzgeber

Die Geschichte des AXA Immoselect steht exemplarisch für die Schwächen des alten Systems offener Immobilienfonds. Viele Anleger mussten ein Jahrzehnt auf die Rückzahlung warten, dabei Verluste hinnehmen und mit Unsicherheiten leben.

Die wichtigsten Lehren:

  • Liquidität und Anlagedauer müssen zueinander passen.
  • Gesetzliche Rahmenbedingungen können helfen, systemische Risiken zu reduzieren.
  • Eine gute Beratung ist unerlässlich, um Risiken zu erkennen und zu vermeiden.

Heute sind offene Immobilienfonds besser reguliert – doch der Fall AXA Immoselect und andere geschlossene offene Immobilienfonds bleiben ein mahnendes Beispiel für Anleger und Branche gleichermaßen.

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Ihr
Wolfgang Ruch

 

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